Betrieb unserer Offshore-Windparks

Nach dem Bau eines Offshore-Windparks beginnt ein weiterer, wichtiger und weitaus langfristigerer Teil unserer Arbeit. Rund 25 bis 30 Jahre lang steht ein Windpark auf See. In dieser Zeit muss er betrieben und regelmäßig gewartet werden.

Für die Betriebsführung unserer deutschen Offshore-Windparks sind wir seit 2013 im niedersächsischen Hafen Norden-Norddeich ansässig. Von hier aus überwachen und warten wir unsere Offshore-Windparks, die in rund 30 bis 50 Kilometern Entfernung zum Festland liegen. Damit ist der Standort Norden ein essenzieller Bestandteil unseres Offshore-Windgeschäfts in Europa.







Betriebsführungszentrale von Ørsted in Norddeich

Betriebsführungszentrale in Norddeich

An unserem Standort in Norden-Norddeich befindet sich seit 2013 die Betriebsführungszentrale (Operation & Maintenance, kurz: O&M) unserer deutschen Offshore-Windparks. Hier bereiten die Mitarbeiter*innen vor Ort die Einsätze unserer Servicetechniker*innen in den Windparks vor, planen die Logistik und überwachen den Betrieb unserer Anlagen. Außerdem befindet sich in Norddeich ein Lager mit Ersatzteilen für die Reparatur unserer Windenergieanlagen und den Austausch wichtiger Komponenten.

Auch die Zollformalitäten werden von Norddeich aus geregelt, da unsere Offshore-Windparks in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) liegen. Aus diesem Grund gelten die gleichen Zollbestimmungen, die auch beim Warenverkehr mit Drittländern anfallen.


Main Control Room: Überwachung unserer Offshore-Windparks

Neben unseren deutschen Offshore-Windparks überwachen wir im Main Control Room in Norddeich auch unsere niederländischen Offshore-Anlagen. Zur sogenannten Marine-Überwachung gehört zum Beispiel die fliegende und schwimmende Logistik innerhalb der Windparks, dies beinhaltet aber auch Themen wie „People Tracking“ sowie Flug- und Seeraumüberwachung mithilfe von Seekarten und Frühwarnsystemen. Der Main Control Room ist 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche besetzt.

Die Kolleg*innen im Main Control Room übernehmen eine der komplexesten Aufgaben innerhalb von O&M, da von dieser Überwachungsfunktion die Sicherheit aller offshore arbeitenden Mitarbeiter*innen abhängt. Im Main Control Room landen über verschiedenste Kanäle (TETRA-Funk, Telefon, E-Mail usw.) die Notfallmeldungen, Wetterwarnmeldungen oder andere Signalmeldungen als Erstes, sodass bei Bedarf entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.

Crew Transfer Vessel im Einsatz

Crew Transfer Vessel

Das sogenannte Crew Transfer Vessel (CTV) dient dem Transport unserer Servicetechniker*innen sowie von Material für unsere Offshore-Windparks. Auf einem CTV finden durchschnittlich zwischen 12 und 24 Passagieren Platz. Wir nutzen die Hafeninfrastruktur in Norddeich, um mit CTVs unsere Servicetechniker*innen für Reparatur- und Wartungsarbeiten in die Windparks zu bringen. Das CTV kann direkt an der Mole vor unserer Betriebsführungszentrale anlegen. Dabei müssen wir Tide und Wetterbedingungen beachten. Die Fahrzeit in die Windparks beträgt ungefähr zwei Stunden.

2023 sind wir mit der Einweihung des ersten CTVs mit Hybridantrieb in Deutschland auch beim Betrieb unserer Offshore-Windparks einen weiteren Schritt in Richtung CO2-Neutralität gegangen.

Die WINDEA reiht sich ein in unsere Strategie, auch die Wartung unserer Anlagen klimafreundlicher zu gestalten. Die heute technisch mögliche Emissionsreduzierung hat für uns dabei eine sehr hohe Priorität. Es ist ein weiterer Schritt für unser gesetztes Ziel, in rund zwei Jahren CO2-neutral arbeiten zu können.“
Thijs Schless Head of Regional Support & Leiter der Betriebsführung von Ørsted in Norddeich
Service Operation Vessel “Wind of Change” vor Offshore-Windpark

Service Operation Vessel

Für Betrieb und Wartung unserer Offshore-Windparks setzten wir ein sogenanntes Service Operation Vessel (SOV) ein, das an unsere Windturbinen auf See andocken kann. Auf unserem SOV Wind of Change leben die Servicetechniker*innen für zwei Wochen und fahren zwischen unseren Windparks hin und her. So entfällt der lange Anfahrtsweg. Außerdem sind wir deutlich unabhängiger von Tide und Wetterbedingungen. Der Wechsel der Crew findet im Hafen von Emden statt, wo unsere SOVs anlegen.

Die Wind of Change ist seit Juni 2019 für uns im Einsatz. Das Schiff wurde speziell für die Bedürfnisse der Offshore-Windkraft konzipiert und setzt neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit und Nachhaltigkeit. Im Laufe des Jahres 2024 werden wir ein weiteres SOV in Betrieb nehmen.

  • Technische Innovationen für mehr Sicherheit & Nachhaltigkeit

    Ein innovativer Diesel-Elektrik-Hybridantrieb setzt das Schiff in Bewegung. Dank der vier Generator-Motoren, mit einer Gesamtleistung von 1600 KW, sparen wir eine Menge Kraftstoff und setzen somit weniger CO2 frei. Darüber hinaus wird nur so viel Strom wie benötigt produziert. Wenn kurzfristig mehr Leistung gebraucht wird, kommt eine Batterie zum Einsatz. Zwei Akkupacks mit 720 KW übernehmen dann die Leistungsspitzen.

    Als weltweit erstes Schiff ist die Wind of Change mit einem Kolibri-Kran mit 3D-Bewegungsstabilisierung ausgestattet. Das heißt, bei Wellengang können Bewegungen in alle Richtungen ausgeglichen werden. Der Kran kann ein Maximalgewicht von 1000 Kilogramm anheben und verfügt über eine Reichweite von 30 Metern. Dank „Dynamic Positioning“ (DP2) ist eine intelligente Steuerung möglich, mit der das Schiff mit einer Abweichung von maximal einem Meter auf der Stelle stehen bleiben kann. Und das bei einer signifikanten Wellenhöhe von drei Metern. Um die Sicherheit für unser Personal bei der Wartung der Windkraftanlagen weiter zu erhöhen, verfügt auch die Gangway über eine Bewegungskompensation, um so den Überstieg zu erleichtern.

    Das Helikopterdeck ist geeignet zur Landung von Hubschraubern innerhalb des Offshore-Windparks und kann ein Gewicht von bis zu sieben Tonnen tragen.

  • Moderne Ausstattung für mehr Komfort

    Das 84 Meter lange und 20 Meter breite Schiff bietet Platz für 90 Kabinen, von denen 30 für die Crew und 60 für unsere Mitarbeiter*innen und die Mitarbeiter*innen unserer Dienstleister zur Verfügung stehen. Wichtig war uns, neben den technischen Errungenschaften auch für mehr Komfort auf See zu sorgen. 

    Bis zu 14 Tage verbringen Ørsted-Mitarbeiter*innen am Stück auf See. Umso angenehmer soll ihr Aufenthalt gestaltet werden. Deswegen gibt es auf der Wind of Change ausschließlich Einzelkabinen mit Fenster und eigenem Badezimmer. Um sowohl auf dem Schiff als auch mit dem Festland in Kontakt zu bleiben setzen wir auf 4G-Mobilempfang. Zudem bieten die Kabinen auch TV-Empfang per Satellit und WLAN steht ebenfalls zur Verfügung.

    Selbstverständlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. In der Kantine, die Platz für 40 Personen bietet, werden die Mahlzeiten frisch zubereitet. Darüber hinaus verfügt das Schiff über eine eigene Wasserversorgung. Frischwasser wird in höchster und streng kontrollierter Qualität hergestellt und so gleichzeitig Plastikmüll vermieden. Um körperlich fit zu bleiben, kann außerdem ein Fitnessraum genutzt werden.


Techniker wird auf Offshore-Windkraftanlage heruntergelassen

Offshore-Sicherheitsmaßnahmen

Die Arbeit in einem Offshore-Windpark ist mit gewissen Risiken verbunden. Daher hat Sicherheit unserer Mitarbeiter*innen für uns oberste Priorität, und wir arbeiten ständig an der Verbesserung unserer Sicherheitsmaßnahmen.


Notfallversorgung mit Ambulanzhubschrauber

Seit Beginn 2023 haben wir zusätzlich zum verpflichtenden HEMS-Hubschrauber („Helicopter Emergency Medical Services“), der alle deutschen Offshore-Windparks von seiner Basis in St. Peter-Ording aus bedient, gemeinsam mit Frisia einen Ambulanzhubschrauber in Norddeich stationiert. Der von der Northern Helicopter GmbH (NHC) betriebene Helikopter hat von dort aus den kürzesten Weg zu unseren deutschen Offshore-Windparks.

Im Gegensatz zum HEMS-Hubschrauber hat der Ambulanzhubschrauber keine*n Ärzt*in an Bord. Stattdessen sorgen voll ausgebildete Sanitäter*innen für die medizinische Versorgung. Neben den zwei Pilot*innen gehört außerdem immer der sogenannte „Hoist Operator“ zur Besatzung des Ambulanzhubschraubers. Es werden nur Menschen mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen transportiert, die eigenständig in den Helikopter hinaufgezogen werden können („hoisten“). So kann der HEMS-Hubschrauber für schwerwiegendere Notfälle freigehalten werden, was das Risiko einer Überlastung der Rettungskette deutlich reduziert. Gleichzeitig stellen wir so eine schnelle Erstversorgung unserer Mitarbeiter*innen sicher. Die Entscheidung, welcher der beiden Hubschrauber eingesetzt wird, wird ausschließlich von den medizinisch geschulten Mitarbeiter*innen der HEMS-Leitstelle getroffen.

Mit unserem Ambulanzhubschrauber wird NHC im Notfall auch zu den ostfriesischen Inseln fliegen. Der Ambulanzhubschrauber verbessert so nicht nur die Sicherheit unserer Techniker*innen in den Windparks, sondern auch die der Menschen in den Gemeinden auf den Inseln.


Sicherheitstrainings für unsere Offshore-Mitarbeiter*innen

Der Einsatz in einem Offshore-Windpark setzt voraus, dass unsere Mitarbeiter*innen besonders geschult und ausgebildet werden, um sie auf die physisch anspruchsvollen Aufgaben vorzubereiten. So werden unsere Kolleg*innen z.B. im Falle unvorhergesehener Reparaturen, die zeitnah durchgeführt werden müssen, mit unserem in Norddeich stationierten Ambulanzhubschrauber in die Offshore-Windparks geflogen. Die dafür benötigten Trainings bedürfen einer speziellen Zertifizierung nach hohen Industriestandards. Diese müssen von unseren Mitarbeiter*innen alle ein bis zwei Jahre durchlaufen werden, um jederzeit ein höchstmögliches Maß an Sicherheit beim Arbeiten offshore gewährleisten zu können.

Auf dem ehemaligen Feuerwehrgelände in Norden befindet sich unser unternehmenseigenes Trainingszentrum, das wir in Kooperation mit der Deutschen WindGuard betreiben. Hier können unsere Mitarbeiter*innen Trainings nach dem internationalen Sicherheitsstandard der Global Wind Organisation (GWO) sowie der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) absolvieren. Im rund 25 Meter hohen ehemaligen Schlauchturm können Trainings zum Arbeiten in der Höhe durchlaufen werden. Darüber hinaus werden unsere Mitarbeiter*innen in den Bereichen Überleben auf See, Erste Hilfe, Notausstieg beim Helikopter-Absturz, dem Heben und Tragen von Lasten sowie in Brandbekämpfung geschult. Dafür nutzen wir insbesondere das WindGuard-Trainingszentrum in Elsfleth.