Natur und Umwelt

Maßnahmen zum Schutz der Meeresbewohner

Beim Bau von Windkraftanlagen kann es zu Störungen der Tierwelt durch Lärmbelastungen kommen. Lärm entsteht, wenn die Fundamente in den Meeresboden getrieben werden. Um die in der Nordsee lebenden Robben und Seehunde und die einzige dort heimische Walart, die Schweinswale, vor diesen Belastungen zu schützen, werden vor dem Beginn der Arbeiten akustische Signale ausgesendet. Die stören die Tiere und bringen sie dazu, sich kurzfristig von der Baustelle zu entfernen. Wenn die Bauarbeiten schließlich beginnen, sind sie so weit weg, dass die Geräusche ihren empfindlichen Ohren nicht mehr schaden können.

Technologie für den Schallschutz
Um die von den Behörden gesetzte Höchstgrenze von 160 Dezibel nicht zu überschreiten, wird beim Rammvorgang ein zweites Rohr direkt um das Fundament gelegt. Die Schallwellen, die durch das Hämmern entstehen, dringen nur sehr reduziert nach außen.

Außerdem werden sogenannte Blasenschleier beim Bau eingesetzt. Dafür wird ein langer Schlauch mit vielen Löchern um die Baustelle gelegt und Druckluft hineingepumpt. Die Luft entweicht durch die Löcher und steigt in einem dichten Schleier an die Oberfläche. Die darauf treffenden Schallwellen brechen oder prallen zurück, und die Geräuschemission werden abgeschwächt. 

Fundamente ohne Installationsgeräusche
Es geht aber auch ganz ohne Rammen: Neben den klassischen Stahlrohren (Monopiles) gibt es auch die Suction-Bucket-Jacket-Methode. Dabei saugen sich die Fundamente, die aussehen wie umgedrehte Eimer, mittels Unterdrucks fast geräuschlos in den Boden. Diese Fundamente werden seit vielen Jahren in der Öl- und Gasindustrie eingesetzt. Ørsted hat die Technologie für die Windenergieanlagen als erstes Unternehmen adaptiert und 2014 im Windpark Borkum Riffgrund 1 erstmalig genutzt und erprobt. Für Borkum Riffgrund 2 kommen 20 dieser Fundamente zum Einsatz.
 
Animationsfilm: Ruhe im Wattenmeer - Schallschutz beim Bau von Windparks freut die Seehunde. Das Video ist eine vereinfachte und verkürzte Darstellung der Maßnahmen und dient ausschließlich informellen Zwecken.

Schutz der Meerestiere
Mehrere Studien haben gezeigt, dass weder die Anzahl der Seehunde und Robben, noch die Schweinswal-Population sich aufgrund des Ausbaus der Windenergie in der Nordsee verändert haben. Die Fundamente der Anlagen wirken hingegen wie künstliche Riffe, die den Meeressäugern neue Lebensräume bieten. Schließlich darf in einem Windpark nicht gefischt werden. Es bilden sich große Ruhezonen für Fische, was wiederum ihre Jäger, die Seehunde und Robben, anlockt. Auch Muscheln, Seesterne, Seeanemonen und Seelilien siedeln sich entlang der Fundamente an. 

Der WWF Großbritannien führte 2016 eine Studie mit dem Titel „A Positive Future for Porpoises and Renewables“ durch. Sie zeigt, dass Lärmminderungsmaßnahmen eindeutig dazu beitragen können, das Risiko eines Rückgangs der Schweinswalpopulation aufgrund des Windparkbaus zu verringern. Bereits eine Reduzierung des Lärmpegels um etwa 8 dB senkte das Risiko eines Rückgangs der Schweinswalpopulation in der Nordsee um mindestens 92 Prozent und bis zu 96 Prozent. Eine im Jahr 2019 veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass keine messbaren Effekte von Offshore-Rammarbeiten auf die Schweinswalpopulation in der deutschen Nordsee festzustellen seien.

Die GESCHA-Studien

Die in den Jahren 2009-2013 und 2014-2016 durchgeführten ‘Gesamtstudien Schallauswirkungen 1 und 2‘ (GESCHA) haben den Einfluss der Bauarbeiten von Offshore-Windparks auf die Schweinspopulation in der deutschen Bucht der Nordsee beleuchtet.

Dabei wurden die Auswirkungen der Geräuschemissionen der Rammarbeiten auf die Tiere gemessen. Als Vorgabe der deutschen Behörden sollen sich zur Zeit der Rammarbeiten keine Tiere innerhalb eines Radius von 750m um die Rammstelle befinden. Außerhalb dieser Entfernung ist eine Verletzungsgefahr der Meeressäuger theoretisch auszuschließen.

Dafür werden die Schweinswale vor den Bauarbeiten durch akustische Signale vergrämt, was dafür sorgt, dass fast 100% der zuvor erfassten Tiere das Gebiet verlassen. Noch bis 1.500m um die Rammstellen herum waren kaum Tiere auszumachen, was die Wirksamkeit dieser Vergrämungsmethode untermauert.

Nach den Bauarbeiten kehren die Tiere in gleicher Anzahl in die Gebiete zurück. Insgesamt sind über die Jahre hinweg stabile Populationsraten festzustellen und sogar eine Zunahme der Anzahl der Tiere zu erkennen. Es gibt demnach keine messbare Abnahme des Bestands der Schweinswalpopulation in den Gebieten um und in den Offshore-Windparks.

Vogelflug
Untersuchungen des Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zeigen, dass die Kollisionsgefahr für Seevögel gering ist. Im Hinblick auf den Vogelzug legt die Studie dar, dass bei Tag ziehende Vogelarten dem Windpark gegenüber Meideverhalten zeigen. Dagegen können nachts ziehende Vogelarten mit Anlagen auf See kollidieren. Das Kollisionsrisiko lässt sich allerdings durch geeignete Beleuchtungsstrategien erfolgreich vermindern. 

Im April 2018 veröffentlichte das Offshore Renewables Joint Industry Programme (ORJIP) Ergebnisse aus der weltweit umfassendsten und technisch aufwendigsten Untersuchung des Verhaltens von Seevögeln und des Kollisionsrisikos mit Offshore-Windparks. Die „Bird Collision Avoidance Study“ stufte die Nachtflugaktivitäten der beobachteten Vogelarten wegen ihrer geringen Häufigkeit als zu vernachlässigen ein. Diese Studie zeigt darüber hinaus, dass das Ausweichverhalten der Vögel wahrscheinlich zu einer stärkeren Reduzierung der geschätzten Kollisionsraten führt, als die derzeitigen Modelle vermuten lassen. Die Auswertungen lassen darauf schließen, dass die Seevögel die Rotoren eher dadurch meiden, dass sie sich zwischen den Reihen der Turbinen bewegen als dass sie ihre Flughöhe anpassen, um darunter hindurch zu fliegen. Während der zweijährigen Untersuchungszeit wurden nur sechs Kollisionen beobachtet. Das entspricht 0,05 Prozent aller aufgezeichneten Flugbewegungen. 

Seetaucher-Studie

Auswirkungen von Offshore-Windparks auf den Bestand sowie den Lebensraum der Seetaucherarten

Den Meeresboden aufräumen
Als Errichter von Windparks übernehmen wir außerdem eine weitere wichtige Aufgabe: Wir befreien den Meeresgrund von gefährlichen Altlasten. Man schätzt, dass nach Kriegsende 1,3 Millionen Tonnen Munition in der Nordsee versenkt wurden. Seit über 70 Jahren rosten also unter anderem Minen, Torpedos, und Munitionskisten auf dem Meeresboden und stellen so eine große Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Dank der Offshore-Windenergie werden diese von Spezialunternehmen nun endlich aufgespürt und aus dem Weg geräumt.

Der Rückbau des ersten Offshore-Windparks Vindeby in der Nordsee hat es gezeigt: Erreicht ein Windpark das Ende seiner fünfundzwanzigjährigen Betriebszeit, können die Anlagen wieder demontiert und entfernt werden.

Wir sind der Überzeugung, dass eine umweltfreundliche Technologie, wie sie die Offshore-Windenergie ist, auch umweltverträglich errichtet werden muss, um die Eingriffe in den Lebensraum der Pflanzen und Tiere möglichst gering zu halten.