Offshore-Windenergie im Überfluss
Die schleswig-holsteinische Nordseeküste bietet ideale Bedingungen für das Zukunftsprojekt: Die Windräder in den Offshore-Windparks erzeugen oft mehr Energie, als über die Stromleitungen abtransportiert werden kann – Ökostrom ist hier im wahrsten Sinne des Wortes im Überfluss vorhanden. Doch um ein Kollabieren der Netze zu verhindern, müssen die Windparks bei starkem Wind abgeschaltet werden. Für die Umsätze, die den Betreibern so entgehen, werden diese entschädigt. Die Kosten für diese Zwangsabschaltungen – in der Fachsprache Einspeisemanagement – tragen im Endeffekt die Verbraucher, da sie auf die Netznutzungsentgelte umgelegt werden.
Grüner Wasserstoff als Grundstein für eine erfolgreiche Energiewende
„WESTKÜSTE100“ soll dabei helfen, mit dieser teuren Verschwendung von Ökostrom Schluss zu machen. Anstatt die Windräder bei starkem Wind auszuschalten, soll die erzeugte Offshore-Windenergie die Raffinerie Heide und weitere Partner im Projekt versorgen. Um den Strom dort nutzbar zu machen, muss dieser allerdings zunächst in Wasserstoff umgewandelt werden. Das farb- und geruchlose Gas ist die Grundlage für zahlreiche Projekte und Ideen zur Umsetzung der Sektorenkopplung. Auch die Bundesregierung hat die Bedeutung von grünem Wasserstoff für eine erfolgreiche Energiewende erkannt und diesen in der Nationalen Wasserstoffstrategie als Energieträger der Zukunft verankert.
WESTKÜSTE100: Dekarbonisierung der Industrie
Die Offshore-Windenergie aus unseren Windparks soll genutzt werden, um in der Raffinerie Heide durch Elektrolyse grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dazu ist bis 2023 die Inbetriebnahme eines Elektrolyseurs mit einer Leistung von 30 Megawatt geplant. Parallel dazu soll der Wasserstoff in unterirdischen Kavernen gespeichert werden, um unabhängig von schwankenden Windstrommengen einen kontinuierlichen Produktionsprozess zu ermöglichen. Teile des erzeugten Wasserstoffs werden außerdem für die Wärmeversorgung vor Ort genutzt, indem sie in das Erdgasnetz der Stadtwerke Heide eingespeist werden. Auch die Belieferung einer Wasserstofftankstelle ist geplant.
Die Projektpartner arbeiten ganz im Sinne der Sektorenkopplung eng verzahnt: So soll etwa das bei der Zementproduktion freigesetzte CO2 in der Raffinerie zur Herstellung synthetischer Treibstoffe genutzt werden, die beispielsweise in der Luftfahrt eingesetzt werden könnten. Außerdem ist geplant, die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme in einem bestehenden und weiter ausgebauten Wärmenetz auszukoppeln und z. B. in einem Gewerbepark zu nutzen. Das Projekt „WESTKÜSTE100“ wird so zu einem Meilenstein auf dem Weg zu einer kompletten Sektorenkopplung.