WESTKÜSTE100
Dekarbonisierung im industriellen Maßstab: mit Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff herstellen
Sektorenkopplung ist das Zauberwort auf dem Weg in eine CO2-freie Zukunft. Dabei geht es vor allem darum, durch die Verzahnung von Energiewirtschaft und Industrie entstehende Synergien bestmöglich nutzen zu können – und damit alle Bereiche, wie zum Beispiel den Verkehr und die Wärmeversorgung, bestmöglich zu dekarbonisieren. Das Ziel: Strom aus erneuerbaren Quellen soll zur zentralen Energiequelle werden, um so fossile Brennstoffe, die heute noch etwa 80 Prozent des deutschen Energiebedarfs decken, überflüssig zu machen.
In Schleswig-Holstein soll diese klimaneutrale Zukunft unter realen Bedingungen erprobt werden. Ørsted ist Teil des Reallabors „WESTKÜSTE100“, einer branchenübergreifenden Partnerschaft, bei der eine regionale Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab abgebildet und skaliert werden soll: Mithilfe von Offshore-Windenergie aus unseren Windparks wird grüner Wasserstoff produziert, um so vor allem in der Industrie CO2 einzusparen.
Offshore-Windenergie im Überfluss
Die schleswig-holsteinische Nordseeküste bietet ideale Bedingungen für das Zukunftsprojekt: Die Windräder in den Offshore-Windparks erzeugen oft mehr Energie, als über die Stromleitungen abtransportiert werden kann – Ökostrom ist hier im wahrsten Sinne des Wortes im Überfluss vorhanden. Doch um ein Kollabieren der Netze zu verhindern, müssen die Windparks bei starkem Wind abgeschaltet werden. Für die Umsätze, die den Betreibern so entgehen, werden diese entschädigt. Die Kosten für diese Zwangsabschaltungen – in der Fachsprache Einspeisemanagement – tragen im Endeffekt die Verbraucher, da sie auf die Netznutzungsentgelte umgelegt werden.
Grüner Wasserstoff als Grundstein für eine erfolgreiche Energiewende
„WESTKÜSTE100“ soll dabei helfen, mit dieser teuren Verschwendung von Ökostrom Schluss zu machen. Anstatt die Windräder bei starkem Wind auszuschalten, soll die erzeugte Offshore-Windenergie die Raffinerie Heide und weitere Partner im Projekt versorgen. Um den Strom dort nutzbar zu machen, muss dieser allerdings zunächst in Wasserstoff umgewandelt werden. Das farb- und geruchlose Gas ist die Grundlage für zahlreiche Projekte und Ideen zur Umsetzung der Sektorenkopplung. Auch die Bundesregierung hat die Bedeutung von grünem Wasserstoff für eine erfolgreiche Energiewende erkannt und diesen in der Nationalen Wasserstoffstrategie als Energieträger der Zukunft verankert.
WESTKÜSTE100: Dekarbonisierung der Industrie
Die Offshore-Windenergie aus unseren Windparks soll genutzt werden, um in der Raffinerie Heide durch Elektrolyse grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dazu ist bis 2023 die Inbetriebnahme eines Elektrolyseurs mit einer Leistung von 30 Megawatt geplant. Parallel dazu soll der Wasserstoff in unterirdischen Kavernen gespeichert werden, um unabhängig von schwankenden Windstrommengen einen kontinuierlichen Produktionsprozess zu ermöglichen. Teile des erzeugten Wasserstoffs werden außerdem für die Wärmeversorgung vor Ort genutzt, indem sie in das Erdgasnetz der Stadtwerke Heide eingespeist werden. Auch die Belieferung einer Wasserstofftankstelle ist geplant.
Die Projektpartner arbeiten ganz im Sinne der Sektorenkopplung eng verzahnt: So soll etwa das bei der Zementproduktion freigesetzte CO2 in der Raffinerie zur Herstellung synthetischer Treibstoffe genutzt werden, die beispielsweise in der Luftfahrt eingesetzt werden könnten. Außerdem ist geplant, die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme in einem bestehenden und weiter ausgebauten Wärmenetz auszukoppeln und z. B. in einem Gewerbepark zu nutzen. Das Projekt „WESTKÜSTE100“ wird so zu einem Meilenstein auf dem Weg zu einer kompletten Sektorenkopplung.
Lingen Green Hydrogen
Gemeinsames Projekt von Ørsted und bp in Lingen
Zusammen mit unserem Partner bp, die sich das Ziel gesetzt haben, bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein, arbeiten wir an einem Projekt für die Produktion von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab. Geplant ist eine 100-Megawatt-Elektrolyse-Anlage im Nordwesten Deutschlands, auf dem Gelände der bp-Raffinerie in Lingen (Emsland).
Der Elektrolyseur in Lingen soll mit erneuerbarer Energie aus unseren Offshore-Windparks betrieben werden und kann bis zu zwei Tonnen erneuerbaren Wasserstoff pro Stunde erzeugen. Dieser könnte in der Raffinerie von bp zur Herstellung von Kraftstoffen genutzt werden. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für 2025 vorgesehen.
Grüner Wasserstoff als Energieträger der Zukunft
Langfristig will unser Partner bp den gesamten fossil erzeugten Wasserstoff in der Raffinerie Lingen ersetzen, was zu einer deutlichen Senkung der CO2-Emissionen in der Kraftstoffproduktion beitragen würde. Käme auch die Herstellung synthetischer Kraftstoffe z. B. für die Luftfahrt hinzu – sogenannte E-Fuels –, könnten in einem weiteren Projektschritt am Standort Elektrolyse-Kapazitäten von mehr als 500 Megawatt geplant werden, was bis zu 10 Tonnen Wasserstoffproduktion pro Stunde entspricht.
Neben der klimaneutralen Produktion von Wasserstoff soll das Projekt in Lingen dazu beitragen, das Elektrolyse-System zu optimieren, um es vollständig in die Raffinerieprozesse integrieren zu können. So könnten neben dem anfallenden Wasserstoff auch die Hauptnebenprodukte Sauerstoff und Überschusswärme nutzbar gemacht werden.
Für Ørsted Deutschland ist das gemeinsame Vorhaben ein weiterer Meilenstein in der grünen Wasserstoffstrategie von Ørsted. Gleichzeitig ist es ein wichtiger Beitrag, um die deutsche Energiewende voranzutreiben, indem industrielle Prozesse mit erneuerbarem Wasserstoff aus Offshore-Windenergie weiter dekarbonisiert werden. Durch das Potenzial, mit Offshore-Windenergie Wasserstoff in industriellem Maßstab zu produzieren, können durch Skaleneffekte die Kosten erheblich gesenkt werden. Nach „WESTKÜSTE100“ wird dies unser zweites Wasserstoffprojekt in Deutschland sein. Auch hier bringen wir Expertise in Planung, Bau und Betrieb großer erneuerbarer Technologien ein.