Deutsche Netzanbindung auf dem Meer ist zu teuer und ineffizient

Studie von DIW Econ im Auftrag von Ørsted vergleicht das Marktdesign deutscher Systeme mit dem britischen Marktdesign.

Die Studie „Marktdesign für eine effiziente Netzanbindung von Offshore-Windenergie“ von DIW Econ im Auftrag von Ørsted vergleicht das Marktdesign deutscher Systeme mit dem britischen Marktdesign und kommt zum Ergebnis: Die ineffiziente Regulierung von Offshore-Netzanschlüssen führt allein in der Nordsee bis 2030 zu Mehrkosten von 6,7 Milliarden Euro für deutsche Stromkunden.

Hamburg/Berlin. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien, ist der Stromnetzausbau sowohl an Land wie auch auf dem Meer eines der wichtigsten Teilprojekte der deutschen Energiewende. Teurer, ineffizienter und bei weitem nicht versorgungsicherer – das ist kurz gefasst das Fazit zum deutschen Netzanbindungsregime und Ergebnis der Studie „Marktdesign für eine effiziente Netzanbindung von Offshore-Windenergie“ der DIW Econ. Diese ist im Auftrag des Offshore-Windmarktführers Ørsted entstanden und befasst sich mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Regulierungsansätze für Offshore-Netzanschlusssysteme. Im direkten Vergleich mit dem britischen System stellt sich heraus, dass das deutsche System mit 35 Euro pro Megawattstunde doppelt so teuer wie das in Großbritannien (rund 16 Euro/MWh) ist. Selbst nach Berücksichtigung unterschiedlicher Anschlusslängen, Technologien, Umweltauflagen und Finanzierungskonditionen, verbleibt ein durchschnittlicher Kostenunterschied von 10 Euro/MWh zwischen Deutschland und Großbritannien. Zusätzlich bieten die britischen Offshore-Netzanschlüsse eine höhere Versorgungssicherheit.

„Seit Jahren steht das deutsche Netzanbindungssystem in der Kritik“, so Volker Malmen, deutscher Geschäftsführer bei Ørsted. „Denn dies ist der einzige Bereich, der sich heutzutage nicht dem Wettbewerb stellen muss. Das kennen wir anders, denn wir bauen seit Jahren Windparks mit Netzanschlüssen in Großbritannien und sehen die zahlreichen Vorteile in der Praxis. Die Offshore-Windkraft hat es bereits geschafft, bei optimalen Bedingungen für einen Windpark zukünftig auf Subventionen zu verzichten. Die Studienergebnisse bestätigen nun unsere Annahme, dass es auch für Deutschland entgegen der heutigen Umsetzung weitaus effizientere und damit volkswirtschaftlich günstigere Möglichkeiten für den Netzanschluss gibt.“

Projektleiter bei DIW Econ, Dr. Yann Girard dazu: „Wie wichtig ein kosteneffizienter Netzanschluss ist, zeigt sich auch daran, dass seit einiger Zeit die Netzentgelte in Deutschland die Kosten für Strombeschaffung und Betrieb übersteigen. Für einen erfolgreichen Beitrag der Offshore-Windenergie zum Gelingen der Energiewende, bedarf es, neben dem Bau der Offshore-Windparks, auch eines effizienten Transport des produzierten Stroms an Land. Der Vergleich der Offshore-Netzanschlusskosten mit denen in Großbritannien verdeutlicht, dass eine effizientere Regulierung deutsche Stromkunden erheblich entlasten könnte.“

Deutsches versus britisches Modell
DIW Econ untersuchte nicht nur unterschiedliche regulatorische Ansätze für den Netzanschluss von Offshore-Windparks in europäischen Ländern wie beispielsweise in Dänemark und in den Niederlanden. Es vergleicht zusätzlich im Detail die Kosten der Systeme Deutschlands mit denen Großbritanniens.

Die wichtigsten Unterschiede der beiden Systeme: In Deutschland kommen Planung, Bau und Betrieb der Offshore-Windparks und der Netzanschlüsse von unterschiedlichen Parteien. Dies führt zu einem deutlich höheren Koordinationsaufwand. Die Verantwortung des Netzanschlusses liegt nämlich beim Übertragungsnetzbetreiber und als Monopolist steht dieser nicht im Wettbewerb, sondern kann entstandene Kosten an die Stromkunden weiterreichen.

In Großbritannien werden Offshore Windpark und Netzanschlusssystem vom Offshore-Windparkentwickler aus einer Hand gebaut. Daher ist der Windparkentwickler auch für den Anschluss seines Parks an das öffentliche Stromnetz selbst verantwortlich. Sowohl der Windpark als auch der dazugehörige Netzanschluss wird im Rahmen einer offenen Ausschreibung vergeben. Somit wird nicht allein die Stromerzeugung wettbewerblich ermittelt, sondern ebenso der Netzausbau. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Gesamtoptimierung von Netzanbindung und Windpark, weniger Koordinationsaufwand, keine zusätzlichen Kosten, keine Entschädigungszahlungen bei verzögerter Netzanbindung und damit keine auf den Stromendkunden umgewälzten Kosten.

Die Mehrkosten in Deutschland werden von DIW Econ zwischen den Jahren 2013 und 2030 auf rund 8,2 Milliarden Euro beziffert, von denen 6,7 Milliarden Euro auf die ersten drei Punkte entfallen:
1.) Geringere Anreize zur Kostensenkung aufgrund des mangelnden Wettbewerbs im Netzbereich und erhöhter Koordinationsaufwand, da Windpark und Netzanschluss von unterschiedlichen Parteien gebaut werden. 2.) Fehlender Kostendruck beim Übertragungsnetzbetreiber, da Mehrkosten z.B. für Anschlussverzögerungen über die Haftungs-Umlage an die Stromkunden weitergegeben werden können. 3.) Nicht genutzte Kapazitäten, da Offshore-Netzanschlüsse häufig zeitlich nicht synchron mit den Offshore-Windparks gebaut werden. 4.) Technische Vorgaben in Deutschland, wie z.B. das Verwenden von Gleichstromtechnik mit fixer Übertragungskapazität sowie zusätzliche Umweltauflagen.

Volker Malmen: „Der Transport des auf dem Meer produzierten Stroms geht effizienter und günstiger. Es ist Zeit, auch in Deutschland neue Wege zu gehen. Insbesondere, wenn auch weitere innovative Ansätze verfolgt werden sollen wie die Sektorenkopplung. Auch in Deutschland sollten Offshore-Windparkbauer die Verantwortung bekommen, für ihren eigenen Netzanschluss zu sorgen. Schließlich ist das im konventionellen Kraftwerksbau bereits seit Jahren gängige Praxis.“

 

Die Studie können Sie hier herunterladen: Marktdesign für eine effiziente Netzanbindung von Offshore-Windenergie (2,55 MB)

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Iris Franco Fratini
Ørsted
Kommunikation & PR
040 / 181 310 – 830
0160/ 88 246 87
E-Mail: presse@orsted.de